Stürmische Zeiten erfordern warme Gedanken

+++ PRESSEMITTEILUNG +++

Heute Morgen besuchten wir das Jobcenter in Annaberg-Buchholz, wo wir auf das entwürdigende System, welches auf Ausbeutung, Ausgrenzung und Leistungszwang beruht, aufmerksam machten und Flyer verteilten.

Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts im letzten Jahr ist es den Jobcentern nicht mehr möglich, den Menschen um die 60% bzw. sogar den gesamten Bezug zu kürzen. Doch auch die weiterhin anwendbaren Kürzungen um 10 bis 30% sind untragbar, da die Bezüge das absolute Existenzminimum darstellen.

Sanktionen können ganze Existenzen zerstören. Immerhin dient dieses Bestrafungssystem dazu, Menschen in eine berufliche Richtung zu drängen, die sie von sich aus meist gar nicht wählen würden, um schließlich verwertbar zu sein. Der daraus resultierende psychische Druck veranlasst die Betroffenen dazu, Minijobs, prekäre Arbeitsverhältnisse und Ein-Euro-Jobs einzugehen.

Abgesehen davon zeigen Menschen in ihnen aufgezwängten, unliebsamen Arbeitsverhältnissen verständlicherweise weniger Arbeitsbereitschaft als in Berufen, die sie gern ausüben. Den Jobcentern geht es aber letztlich auch nur darum, Erwerbslose irgendwie zu beschäftigen und damit die Arbeitslosenstatistik zu verfälschen. So werden bsp. Mini-Jobber*Innen oder Leiharbeitskräfte in den Statistiken nicht mehr gezählt, obwohl die Arbeitsverhältnisse meist befristet sind und die Betroffenen zusätzlich finanziell aufstocken müssen. So schrieb Oscar Wilde bereits 1891:

Und da ich das Wort Arbeit ausgesprochen habe, möchte ich darauf hinweisen, wie viel Törichtes heutzutage über die Würde der Handarbeit geschrieben und gesagt wird. Handarbeit ist durchaus nicht etwas, das Würde verleiht, zumeist ist sie absolut erniedrigend. Irgend etwas zu tun, das man ohne Freude ausführt, ist geistig und moralisch verwerflich, und viele Arbeiten sind völlig freudlose Tätigkeiten und sollten auch als solche betrachtet werden. […] Der Mensch ist für Besseres geschaffen, als Dreck aufzuwirbeln. Alle diese Arbeiten sollte eine Maschine ausführen.

Die sozialen Gegensätze der kapitalistischen Verwertungsstruktur hat also viele Gesichter – Jobcenter und deren Sanktionssystem sind eines davon. Ob Steuerbetrug oder Börsencrash, Rüstungsexporte oder Lobbyismus, Kinderarmut oder Lohnarbeit: Der Kapitalismus stellt keine bedürfnisgerechte Gesellschaft dar.

Daher lautet unsere Alternative lautet Solidarität und eine Ablehnung des Arbeitsfetischmus. Eine Gesellschaft fernab von Lohnarbeit und Herrschaft ist möglich. Es gilt Luxus für alle & nieder mit der Arbeit.