Ein Kasseler CDU-Politiker wurde ermordet. Von einem Nazi, der der militanten Gruppe Combat 18 („Kampfgruppe Adolf Hitler“) nahestehen soll. Zeichen unserer Zeit. Die Nazi-Szene hat sich weiter radikalisiert. Sie führen Todeslisten, sind in Netzwerken organisiert und fühlen sich sicher.
Ob hinter der Tat auch ein solches Netzwerk steht, ist noch nicht sicher. Möglich wäre es, schaut man sich einige Meldungen über rechte Umtriebe in Polizei und Spezialkräften an. Zum Beispiel die Beamt*Innen, die an „Tag X“ linke Politiker*Innen entführen und erschießen wollten oder das offengelegte Netzwerk in der hessischen Polizei. Unvergessen und unaufgeklärt auch die Rolle der Behörden während der NSU-Morde, und so weiter.
Nahezu 200 Menschen sind seit 1990 in Deutschland von Nazis getötet worden. Die Dunkelziffer soll weitaus höher liegen – bis zu 800 Menschen. Allerdings sind die verschiedenen Zählweisen umstritten. Die Bundesregierung etwa stuft weit weniger Morde als rechtsmotiviert ein als beispielsweise die Amadeu-Antonio-Stiftung.
So auch im Fall des ermordeten Christopher W. aus Aue. Die drei angeklagten Nazis wurden in diesem Fall wegen Totschlags, nicht wegen Mordes verurteilt. Die rechtsradikalen Beweggründe wurden kaum berücksichtigt, womit dieser Mord in so mancher Statistik nicht auftauchen wird.
Wenn Nazis in Behörden sitzen oder Kontakte in Behördenkreise unterhalten können, so ist es nicht verwunderlich, dass sie sich sicher fühlen. Und dann wundert es auch nicht, dass derzeit bis zu 500 Nazis untergetaucht sind. Hinzu kommen lächerlich lasche Strafen vor Gericht wie im Fall vom erzgebirgischen NSU-Helfer Eminger, der schon längst wieder auf freiem Fuß ist.
Und dann gibt es da noch sogenannte Politiker (Kretschmer und Gauck), die meinen, man müsse die „Toleranzgrenze“ nach rechts verschieben. Weil ja in den letzten Jahren noch nicht genug mit Nazis geredet wurde und das ja auch sehr viel eingebracht hat…
Für die Nazi-Szene bedeutet das alles nur eines: Dass sie weiter machen dürfen wie bisher.
Und das machen sie. Die Szene erlebt gerade einen regelrechten Kampfsportboom. Im Erzgebirge und in Zwickau fanden mit dem „Tiwaz“ bereits gut besuchte Kampfsport-Veranstaltungen statt. Sie rüsten sich weiter für den Straßenkampf.
Und wir? Ist es nicht an der Zeit, Antifaschismus in der Mitte der Gesellschaft zu etablieren?
Ist es nicht spätestens jetzt an der Zeit, in Anbetracht dieser Tatsachen, uns körperlich ebenso zu rüsten, um noch mehr Tote zu verhindern und Nazis auf den Straßen zurückzuschlagen? Für was ihr euch auch entscheidet – Hört nicht länger auf die Worte derer, die mit Nazis reden wollen.
Ganz nach Wiglaf Droste: „Das Schicksal von Nazis ist mir komplett gleichgültig; ob sie hungern, frieren, bettnässen, schlecht träumen usw. geht mich nichts an. Was mich an ihnen interessiert, ist nur eins: daß man sie hindert, das zu tun, was sie eben tun, wenn man sie nicht hindert: die bedrohen und nach Möglichkeit umbringen, die nicht in ihre Zigarettenschachtelwelt passen.“