Von Knast und Kriminalität

Am Sonntag fand in Chemnitz eine Demonstration für mehr Rechte und bessere Arbeitsbedingungen von Gefangegen statt. Mit dabei: Die Gefangenen Gewerkschaft / Bundesweite Organisation – GG/BO.
In den sozialen Medien tobt ein Sturm der Entrüstung: Sätze wie „Die sitzen nicht umsonst im Knast“ oder „Wieso werden Kriminelle derartig unterstützt?“ liest man in Kommentarspalten.

Das spiegelt den Zustand der Gesellschaft wider, die nichts hinterfragt und es billigt, Menschen wegen diverser Delikte, welche aus dem kapitalistischen Alltag resultieren, einzuknasten und sozial zu isolieren. Ob man verschuldet ist, hungrig im Discounter geklaut hat, abgeschoben werden soll, politisch aktiv ist oder beim sprayen zu langsam war – All das, was Menschen in den Knast bringt, sind gesellschaftliche Probleme, die dort drinnen nicht gelöst werden.

Gefängnis hat weder jemals eine Straftat wieder gut gemacht noch zukünftige Straftaten verhindert. Nach der Entlassung steht jeder Mensch wieder vor denselben Problemen wie Armut, Ausbeutung oder Arbeitslosigkeit. Ganz zu schweigen davon, dass man von der Gesellschaft nicht mehr als Mensch sondern nur noch als Ex-Gefangener, als Krimineller gesehen wird und der Aufbau eines neuen Lebens erschwert wird, was wiederum dazu führt, dass sich viele Ex-Inhaftierte früher oder später erneut in der „Kriminalität“ wiederfinden.
Kapitalistischer Normalzustand und Regierung halten die kriminalitätsfördernden Zustände aufrecht, in dem beispielsweise Mieten und Lebensmittelpreise erhöht, Wohnungen geräumt, Arbeitslosengelder gekürzt, Menschen in Zeitarbeit und Mini-Jobs gesteckt werden oder Bullen politische Aktivist*Innen einschüchtern und überwachen. Der Staat und seine angewandte (gesellschaftlich akzeptierte) Gewalt sind also ebenfalls ein Grund für „Kriminalität“.

Wie wir sehen, sind nicht die Menschen selbst immer Schuld daran, inhaftiert zu sein sondern vor allem die Zustände, die dazu geführt haben.
Solange Menschen noch eingesperrt werden, ist es erforderlich, diese in ihren Kämpfen für u.a. gute Arbeitsbedingungen zu unterstützen und nicht allein zu lassen!

Für die, die jetzt gern noch wissen möchten, wie sich das mit der Kriminalität in einem Zustand der Anarchie verhalten würde und warum es nicht zum Bürger*Innenkrieg kommt, wenn man in einer befreiten Gesellschaft die Knäste aufschließt, kann das in einem Kommentar kundtun. Wir würden dann in naher Zukunft auch dieses Thema einmal erläutern.