+++ PRESSEMITTEILUNG +++
Im Januar veröffentlichten wir unsere jährliche Chronik über rechte Gewalt und Aktivitäten im Erzgebirgskreis 2017. Darin zählten wir 16 Angriffe sowie 79 weitere neonazistische/ rassistische Vorfälle. Mitte März veröffentlichte auch die Opferberatung Sachsen ihre Zahlen und zählte sogar 18 Übergriffe durch Neonazis. Damit gehört der Erzgebirgskreis erneut zu den Schwerpunktregionen rechter Gewalt in Sachsen.
Wen interessiert´s? Scheinbar niemanden. Anders als beispielsweise 2015 berichtete bisher kein öffentliches Medium ausführlich über dieses Thema. Einzig und allein am Tag nach der Veröffentlichung der Opferberatungs-Statistik erschien eine FP-Meldung, in der kurz auf die Schwerpunktregionen verwiesen wurde.
Im Gegenzug sorgte bei uns eine bestimmte Meldung für Aufregung: Die massenhafte Berichterstattung über den „Riesenpenis von Lößnitz“. Ende Februar trampelten zwei Schüler ein 50-Meter langes Glied auf einem Feld in den Schnee. Die Medien überschlugen sich daraufhin. MOPO, Freie Presse, Huffington Post, heute.at, VICE und weitere (Online)-Zeitungen suchten fieberhaft nach den Künstlern, während die zahlreichen Angriffe durch Neoanzis auf Geflüchtete und Antifaschist*Innen schon wieder in Vergessenheit gerieten.
Wir kritisieren ganz klar die (nicht-)gesetzten Prioritäten der, allen voran, lokalen Medien. Rechte Gewalt muss immer wieder thematisiert werden, wenn wir nicht wollen, dass sich rechtsradikale Kräfte und Strukturen durchsetzen oder gar etablieren. Wie das aussehen kann, können wir in Plauen sehen, wo die neonazistische Partei „Der lll. Weg“ ein Bürgerbüro besitzt und regelmäßig Kundgebungen abhält.
Wenn nur ein Schülerstreich für solch ein großes mediales Interesse sorgt, sehen wir für die Zukunft schwarz. Immerhin ist eine unserer Aufgaben als antifaschistische Gruppe, lokale gesellschaftliche/ politische Schieflagen und Vorfälle von Menschenfeindlichkeit aufzuzeigen.
Aufgrund des fehlenden Interesses werden wir die nächste Chronik dann wohl auch in den Schnee malen müssen, am besten neben einen großen Penis.