Neues Label – altes Weltbild

Ende des Jahres 2012 gründete sich die Bekleidungsmarke Herzgebirge. Seit dem erfreut sich das Label einer hohen Beliebtheit bei Menschen, die sich dem Erzgebirge verbunden fühlen. Die Marke soll somit als „Sinnbild für die Schönheit unserer Heimat“ auftreten. Doch auch wenn wir diese Heimatverbundenheit wenig abtun können, so lässt sich feststellen, dass es kaum Hinweise auf die Gesinnung der Urheber gibt. Um so wichtiger erscheint es uns hinter die Fassade zu blicken.

Setzt man sich also mit der Marke und dessen Inhaber Markus Szallies etwas mehr auseinander, so wird einiges auffällig. Da genügt es schon seinen Namen in eine bekannte Suchmaschine einzugeben und man bekommt eine ungefähre Ahnung, mit wem man es zu tun haben könnte. Szallies ist bereits seit Anfang der 2000er Jahre in der Modebranche aktiv – wenn man es so nennen möchte. Damals war er Inhaber der Naziläden Phönix und Full House. Beide sind mittlerweile geschlossen und befanden sich in Annaberg-Buchholz[1]. Dabei trat er beispielsweise auch als Handelspartner der Neonazikampfsportmarke Brachial auf, welche sich 2001 gründete[2].

So verwundert es nicht weiter, dass Szallies auch an einigen neonazistischen Demonstrationen teilnahm. Dabei war er unteranderem in Dresden 2010, als einer der beiden Busse aus dem Erzgebirge entglast wurde[3]. In Erscheinung getreten ist er im Umfeld der NPD, u.a. mit Stefan Hartung. Hartung ist noch immer für die NPD aktiv, wie es zuletzt in Aue ersichtlich war[4]. Szallies selbst ist auch für die Partei in Erscheinung getreten und war von 2004 bis 2009 für die neonazistische Partei im Gemeinderat von Großrückerswalde tätig[5]. Genug ist es damit aber noch immer nicht, denn auch in kameradschaftliche Strukturen von Annaberg war Szallies involviert und stellte durch seinen Laden eine wichtige, vielleicht sogar die wichtigste, Anlaufstelle für Neonazis in der Bergstadt dar. Somit kann man ihn als wichtigen Schnittpunkt zwischen parlamentarischer Rechten und freien Kräften ansehen. In diesen Kreisen wurden unter anderem Ausflüge zu verschiedenen Nazikonzerten in Europa organisiert[6].

Wer jetzt denkt, das alles liegt ja auch schon ein paar Jahre zurück, die*der irrt. Natürlich, es ist ruhiger um Szallies und seine damaligen Kameraden geworden. Doch auch zum Erzgebirgischen Heimattag ist Herzgebirge seit der ersten Veranstaltung vertreten. Über die Veranstalter des Heimattages wurde auch schon des öfteren kritisch berichtet. Die Involvierung einzelner Mitglieder des Haamitleit e.V. in die rassistische Identitäre Bewegung ist somit auch kein Geheimnis mehr[7]. Es wäre also wenig verwunderlich, dass sich die scheinbar reibungslose Zusammenarbeit auf politisch ähnliche Ansichten zurückführen lässt.

Doch auch im Frühling 2019 ist Szallies aufgefallen. Bei einem Wanderausflug kam es zu einem Angriff von einer Gruppe Neonazis, welcher auch der ehemalige NPDler Dennis Neubert angehörte, auf eine wesentlich kleinere und auch jüngere Gruppe alternativer Jugendlicher. Am Ende der Auseinandersetzung mussten zwei der Jugendlichen in ein Krankenhaus gebracht werden. Da sich der Vorfall auf tschechischer Seite ereignete, wurde auf Grund der Sprachbarriere keine Strafanzeige bei der durch den Wirt alarmierten Polizei gestellt.

Wie Eingangs bereits erwähnt, handelt es sich bei Herzgebirge nicht um eine Marke die ausschließlich von Neonazis getragen oder vereinnahmt wird. Somit wäre es falsch sie mit Thor Steinar, Ansgar Aryan und Co. zu vergleichen. Auch wenn wir Anton Günther und so manche Volksthümelein kritisch hinterfragen müssen, so sollten Menschen, die diese Kleidung tragen, nicht automatisch als neonazistisch klassifiziert werden. Aufklärung ist das Gebot. Und so sollten alle, die gegen den Rechtsruck stehen, aber dennoch ihre Heimatverbundenheit durch Kleidung zum Ausdruck bringen wollen, künftig klar überlegen wo sie Einkaufen. Alternativen gibt es.

[1]  aawe.blogsport.de/2008/10/12/63/
[2] runtervondermatte.noblogs.org/brachial-the-lifestyle-company/
[3] aawe.blogsport.de/2010/02/18/fahrtwind/
[4] www.freiepresse.de/erzgebirge/aue/die-einen-beten-fuers-opfer-anderescharen-sich-um-die-npd-artikel10691315
[5] epme.blogsport.de/images/Regionalbericht21.pdf
[6] aawe.blogsport.de/2010/11/21/zwischen-aktionismus-aversion-und-autonomie/
[7] spektrum360.noblogs.org/post/2018/08/23/pm-hinterloessnitzerheimatstrukturen-stehen-die-identitaeren/