Am 31. Juli fanden sich 350 Menschen in Zwönitz zur antifaschistischen Demonstration ‚Schicht im Schacht – faschistische Normalisierung durchbrechen‘ zusammen.
Bereits im Vorfeld der Demonstration gab es einerseits zahlreiche Vorbehalte bis hin zu Verschwörungen. So wurden uns gezielte Plünderungen und Brandsetzungen unterstellt. Die haltlosen Vorwürfe sorgten in der Stadtbevölkerung für ein Klima voller Misstrauen und Abneigung, welches von zahlreichen Lügen der Freien Sachsen befeuert wurde. Andererseits ist im Umfeld der Freien Sachsen und anderer rechten Telegramm Chats zu Mord- und Lynchtaten aufgerufen worden.
So kam es zu mehrfachen Angriffsversuchen auf unseren Demonstrationszug. Der Erste ereignete sich kurz vor der ersten Zwischenkundgebung an der Grundschule, wobei ein Polizeibeamer von einer Packung Eier getroffen und von unseren Demosanis verarztet wurde. Die weiteren Angriffe geschahen im Umfeld der zweiten Kundgebung an der Zwönitzer Brauerei. Hierbei gelang es drei Nazis bis zum Lautsprecherwagen vorzudringen, welche jedoch zurückgedrängt worden. In der Folge kam es zu einem letzten Angriff über den angrenzenden Friedhof.
Unseren Infos zufolge befanden sich etwa 70 Nazis in Kleingruppen verteilt im Zwönitzer Stadtgebiet. Diese stammten teilweise aus Leipzig und Zwickau, kamen aber vorwiegend aus dem Erzgebirge. Hierbei lässt sich erneut die Farce der zugereisten Neonazis widerlegen. Die Angriffe sowie die lokalen Reaktionen auf unsere Demo zeigen eines deutlich: die erzgebirgische Gesellschaft hat ein grundlegendes Verständnisproblem für die Notwendigkeit von Antifaschismus. Die Auswirkungen dessen, werden an den nächsten Montagen erneut zu sehen sein.
Dieser Lethargie konnten wir ein, wenn auch kurzweiliges, aber kämpferisches Zeichen entgegensetzen. In den zahlreichen Redebeiträgen wurde die rechte Kontinuität des Erzgebirges thematisiert. Menschen aus Freiberg und Zwickau wiesen auf Parallelen zu anderen sächsischen Provinzen hin. Und Jürgen Kasek sprach über die Rolle des Verfassungsschutzes im Zusammenspiel mit den lokalen Naziszenen.
Die Polizei schien trotz Helikopterunterstützung mit der Gesamtsituation abschnittsweise überfordert. Für gezielte Festnahmen der Nazis waren sichtlich zu wenig Kräfte vor Ort – ein Zustand der bei antifaschistischen Blockadeversuchen selten der Fall zu seien scheint. So ist unter anderem die Zurückhaltung auf dem Friedhof ‚um eben keine negativen Bilder zu erzeugen‘ (sinngemäße Aussage eines Polizisten zur Versammlungsleiterin) zu deuten. Kurze Zeit später schien die Polizei doch sichtlich genervt und verscheuchte lautstark eine Kleingruppe. Dabei wurde laut Angaben eine Person festgenommen. Mit unserem Demonstrationszug kam es zwar zu keinen Zusammenstößen, Spannung lag dennoch in der Luft. Teilnehmer:innen wurden teilweise geschubst und unserer Demonstrationszug wurde stets eng zusammengetrieben. Aus diesem Grunde sei nochmal an die Worte der Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano erinnert:
Wer gegen Nazis kämpft, kann sich auf den Staat nicht verlassen.
Antifaschistischer Selbstschutz ist immer noch wichtig. In diesem Zuge möchten wir den Menschen von nah und fern danken, die es sich nicht nehmen ließen, unserer Demonstration beizuwohnen. Dieser Dank gilt auch allen Menschen und Gruppen, die einen Redebeitrag hielten.
Es liegt nun an der Zwönitzer Stadtgesellschaft in Zukunft, auf die faschistischen Umtriebe in ihrer Stadt einerseits aufmerksam zu machen und andererseits diese zu vereiteln. Für beides stehen wir mit Rat und Tat als Partner zur Verfügung.
Spektrum 360.
Foto: Johannes Grunert